Position der BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach zur Nutzung der Windkraft im Landkreis Amberg-Sulzbach
Die Energiewende ist eine zentrale Voraussetzung dafür, Klimaschutz, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung dauerhaft miteinander zu verbinden. Die Windenergie nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein, weil sie bei geeigneter Standortwahl verlässliche Energieerträge liefern kann und damit die volatilen Einspeiseprofile anderer erneuerbaren Quellen sinnvoll ergänzt.
Der Landkreis Amberg-Sulzbach steht vor zwei zentralen ökologischen Herausforderungen: dem Ausbau erneuerbarer Energien durch Windkraft und dem Schutz wertvoller Wälder. Beide Ziele sind entscheidend für den Klimaschutz, können jedoch in Konflikt geraten, wenn Windenergieanlagen im Wald errichtet werden.
Windenergie ist ein zentraler Baustein für die Erreichung der Klimaziele. Ohne den weiteren Ausbau von Windkraftanlagen ist Klimaneutralität nicht erreichbar. In Bayern liegen windreiche Standorte häufig auf Höhenzügen, die oftmals bewaldet sind. Höhere Türme erlauben größere Abstände zu den Baumkronen und reduzieren damit, zusammen mit modernen, wirkungsvollen Abschalteinrichtungen die Gefahr einer Kollision mit Vögeln und Fledermäusen. Gleichzeitig ermöglicht die Beteiligung von Kommunen und Bürgerinnen und Bürgern eine regionale Wertschöpfung und stärkt die gesellschaftliche Akzeptanz.
Wälder haben im Landkreis Amberg-Sulzbach eine herausragende Bedeutung. Mit einem Anteil von 45 Prozent an der Gesamtfläche, deutlich mehr als im bayerischen Durchschnitt, übernehmen sie zentrale ökologische Funktionen. Sie speichern große Mengen an CO₂, sichern den Wasserhaushalt, schützen Böden, bieten Lebensraum für zahlreiche geschützte Arten und dienen der Erholung sowie dem Landschaftsbild. Besonders alte Wälder binden pro Hektar mehrere Tonnen CO₂. Die Klimaerwärmung verschärft jedoch die Waldkrise: Trockenstress, Hitzewellen, Sturmschäden und der Befall durch Borkenkäfer setzen den Beständen massiv zu.
Der Ausbau der Windenergie im Wald bringt Konflikte mit sich. Für Fundamente, Kranstellflächen und Zufahrtswege sind Rodungen erforderlich, die Eingriffe in das Ökosystem darstellen. Zudem können Bauarbeiten das Mikroklima verändern und das Landschaftsbild sowie die Erholungsfunktion beeinträchtigen. Besonders sensible Lebensräume wie der Naturpark Hirschwald, erfordern eine besonders sorgfältige Abwägung.
Erschwerend kommt hinzu, dass die 10H-Regelung in Bayern, eingeführt unter Ministerpräsident Seehofer, den Ausbau der Windkraft fast vollständig zum Erliegen gebracht hat. Sie gilt bundesweit als die strengste Abstandsregelung. Im Landkreis wurden zwischen 2017 und 2022 deshalb keine neuen Anlagen gebaut. Häufig blieben unter den Vorgaben der 10H-Regelung nur Waldflächen als mögliche Standorte. Eine Lockerung oder Abschaffung dieser Regelung war daher dringend erforderlich. Aktuell betragen die Mindestabstände zur Wohnbebauung 1000 m bzw 800 m in Wind-Vorranggebieten.
Im Landkreis Amberg-Sulzbach wurde 2011 der erste Windpark bei Witzelricht errichtet. Bislang entstanden 25 Windkraftanlagen, wobei erfolgreiche Bürgerbeteiligungsprojekte wie die Bürgerwind Region Freudenberg GmbH oder die Bürgerwind Energie Schnaittenbach maßgeblich zur Akzeptanz beigetragen haben. Derzeit befinden sich neue Projekte in der Planung, unter anderem eine Kooperation der Stadtwerke Amberg mit VSB Deutschland südlich von Köfering nahe der A6 sowie der Windpark Hirschwald mit elf geplanten Anlagen, für den im Juli 2025 ein Bauantrag eingereicht werden soll. Berechnungen auf Basis der heute üblichen Anlagengrößen zeigen, dass bereits mit 19 zusätzlichen Anlagen der Strombedarf der privaten Haushalte im Landkreis dezentral gedeckt werden könnte. Dieses Potential ist bislang nur unvollständig genutzt.
Die Folgen der Klimaerwärmung zeigen sich auch auf regionaler Ebene deutlich. Das Frühjahr 2024 war durch Starkregenereignisse gekennzeichnet, die in den Gemeinden Hahnbach und Kastl zu großflächigen Überschwemmungen und zu erheblichen Sachschäden führten. Solche Ereignisse treten mit steigender Intensität und Häufigkeit auf und belasten Kommunen, Einsatzkräfte und Infrastruktur gleichermaßen.
Parallel dazu mehren sich Trockenphasen, die Landwirtschaft, Wasserhaushalt und Wälder beanspruchen.
Der BUND Naturschutz spricht sich grundsätzlich für den Ausbau der Windenergie aus, fordert jedoch Vorrang für Freiflächen und Konversionsflächen (Flächen, deren bisherige Nutzung in eine neue Nutzung umgewandelt wird), wie z.B. Industriebrachen. Waldstandorte sollen nur bei hoher Eignung in Betracht gezogen werden. Dabei müssen Eingriffe so gering wie möglich gehalten werden. Dazu gehören kleine Rodungsflächen, temporäre Baustellen, die Nutzung bestehender Forststraßen, umfassende Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie geeignete Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Naturparkverordnungen schließen Windkraftanlagen nicht grundsätzlich aus, verlangen aber eine sorgfältige Abwägung der Belange von Klima- und Naturschutz.
Der BUND Naturschutz fordert aber auch eine effiziente Energieeinsparung. Energie, die nicht verbraucht wird, muss auch nicht erzeugt werden.
Klimaschutz, Natur- und Landschaftsschutz müssen gemeinsam gedacht werden. Der naturverträgliche Ausbau der Windenergie im Landkreis ist unverzichtbar, auch an ausgewählten Waldstandorten. Gleichzeitig müssen die Wälder klimaresilient umgebaut und langfristig geschützt werden. Notwendig sind eine sorgfältige Standortwahl, die Schonung ökologisch besonders wertvoller Wälder sowie die konsequente Umsetzung von Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen. Ein Windrad im Wald ist letztlich weniger problematisch als großflächig absterbende Wälder infolge der Klimaerwärmung. Zudem verursachen Straßen und Industrieflächen einen weitaus stärkeren Flächenverbrauch als einzelne Windkraftanlagen.
Nur durch den beschleunigten Ausbau der Windenergie kann der Landkreis Amberg-Sulzbach seinen Beitrag zur Energiewende leisten und zugleich den Schutz seiner Wälder sichern.
Weitere Informationen:
https://www.bund-naturschutz.de/energiewende/erneuerbare-energien
https://www.bund-naturschutz.de/energiewende/erneuerbare-energien/vorranggebiete-windenergie
Beate May, 1. Vorsitzende der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach